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Das Hautflügler-Kataster Rheinland-Pfalz widmet sich besonders den Hautflüglern mit Wespentaillie und Giftstachel, den sogenannten "Stechimmen" oder Aculeata.
Das sind neben den Wildbienen, die Grabwespen (Sphecidae, Crabronidae, Ampulicidae), Goldwespen (Chrysisidae), Faltenwespen (Vespidae), Wegwespen (Pompilidae), Ameisen (Formicidae) und die kleineren Familien der Rollwespen (Tiphiidae), Trugameisen (Mutillidae), Dolchwespen (Scoliidae), Keulenwespen (Sapygidae), Plattwespen (Bethylidae), Zikadenwespen (Dryinidae).
Microdynerus nugdunensis
Wespen
Faltenwespen (Vespidae) (85 Arten)
Neben den sozialen Faltenwespen wie Hornisse, Feldwespe, die üblicherweise als " die Wespen" bezeichnet werden, kommen in Deuschland von dieser Familie auch rund 68 solitär lebende Arten vor. Der deutsche Name nimmt auf die Fähigkeit Bezug, die Flügel in Ruhestellung einmal umfalten zu können. Alle Arten sind gelb-schwarz gefärbt, teilweise auch stärker rot oder braun. Eine Art, die Asiatische Hornisse Vespula velutina, ist ein Neozoon und wurde im Jahr 2014 in der Südpfalz und bei Karlsruhe (Baden-Württemberg) erstmals in Deutschland nachgewiesen. Während die sozialen Arten Papiernester in Erdhöhlen, unter Dachüberständen oder an geschützten Stellen in der Vegetation bauen, nisten die solitären Arten in selbst getöpferten Lehmzellen und -amphoren, in vorhandenen Fraßgängen in Holz, in markhaltigen Stängeln oder in leeren Schneckenhäusern.
Bis auf eine Art, die Honigwespe Celonites abbreviatus, jagen alle Arten Insekten und Spinnen als Nahrung für die Larven, die bei den sozialen Arten sofort an die Larven verfüttert werden. Bei den solitären Arten wird die Beute mit einem Stich gelähmt und als Nahrungsvorrat in das Nest eingetragen. Nach der Eiablage wird das Nest verschlossen und es findet keine weitere Brutpflege mehr statt.
Seit der Erstellung der Roten Liste (1995) sind als bemerkenswerte Funde in Rheinland-Pfalz u.a. Parodontodynerus ephippium (Reder 2010), die Zwergmauerwespen-Art Leptochilus regulus (Burger & Hanefeld 2016) und Vespula velutina (Reder et al 2015) zu nennen.
Grabwespen (Sphecidae, Crabronidae, Ampulicidae)
Die Langstielgrabwespen (Sphecidae) sind in Deutschland mit über 12 Arten vertreten. Aus Rheinland-Pfalz sind 10 Arten bekannt; eine weitere, südosteuropäische Art (Hoplammophila clypata) wurde 1983 einmal auf einem Militärgelände nachgewiesen, wohin sie wohl mit Material verfrachtet wurde.
3 Arten in Rheinland-Pfalz sind Neozooen: Sceliphron curvatum, S. caementarium und Isodontia mexicana. Alle Arten nisten einzeln und jagen Insekten oder Spinnen als Larvennahrung. Die mitunter recht großen Beutetiere (z.B. Heuschrecken) werden mit mehreren Stichen gelähmt. Die Brutzellen liegen in selbstgegrabenen Nestern im Boden, in selbst gefertigten Mörtelnestern an Wänden und Dächern oder in vorhandenen Hohlräumen von z.B. hohlen Stängeln. Seit dem Erscheinen der Roten Liste (1995) wurden in Rheinland-Pfalz u.a. Isodontia mexicana (Burger, 2010) und Sceliphron caementarium (Reder 2006) neu nachgewiesen

Zwermauerwespen-Art Microdynerus nugdunensis

Ceropales variegata
Dinetus pictus

Großer Heuschreckenjäger Sphex funerarius

Bunte Kuckuckswegwespe Ceropales variegata

Bunter Wanzenjäger  Dinetus pictus

Die Grabwespen der Familie Crabronidae sind vielgestaltig. Über 200 Arten sind in Rheinland-Pfalz nachgewiesen. Alle Arten nisten einzeln in selbstgegrabenen Hohlräumen im Boden, in Totholz und hohlen Stängeln oder entwickeln sich als Kuckucks-Wespen in den Nestern anderer Grabwespen-Arten. Als Larvennahrung werden gelähmte Insekten oder Spinnen eingetragen, an die -  je nach Art - eine enge Spezialisierung bestehen kann.
 
Seit dem Erscheinen der Roten Liste in Rheinland-Pfalz (1995) wurden u.a. Ectemnius fossorius (Reder et al 2012), Nysson interruptus (Reder & Burger 2009), Cerceris sabulosa (Wagemann, 2003) oder Oryttus concinnus wieder gefunden oder erstmals nachgewiesen. Neufunde gelangen auch durch taxonomische Änderungen, z.B. dem Aufspalten von einer Art in zwei neue Arten.
Die Grabwespen der Familie Ampulicidae sind in Rheinland-Pfalz nur mit 3 Arten vertreten. Alle erbeuten Schaben als Larvennahrung, die mit einem Stich gelähmt und in vorhandenen Hohlräumen (z.B an Baumstämmen) deponiert werden. Anschließend werden diese mit einem Ei belegt. Die seltene Art Dolichurus bicolor wurde zuletzt 1852 in Rheinland-Pfalz nachgewiesen.
Hedychrum
Wegwespen (Pompilidae)
Goldwespen (Chrysididae)
Euodynerus dantici

             Sand-Mauerwespe Euodynerus dantici

Ectemnius fossorius

Grabwespen-Art Ectemnius fossorius

Wegwespen sind in Rheinland-Pfalz mit über 65 Arten nachgewiesen. Alle Arten nisten einzeln in vorhandenen oder  selbstgegrabenen Hohlräumen im Boden, in Totholz und hohlen Stängel. Die Arten der Gattung Ceropales entwickeln sich als Kuckucks-Wespen in den Nestern anderer Wegwespen-Arten . Als Larvennahrung werden ausschließlich gelähmte Spinnen eingetragen, an die je nach Art eine engere Spezialisierung bestehen kann.
Seit dem Erscheinen der Roten Liste in Rheinland-Pfalz (1995) wurden u.a. Episyron gallicum  (Schmidt-Egger & Niehuis 1997) erstmals für Deutschland gefunden oder Ceropales variegata wiedergefunden (Burger 2013).
Goldwespen sind in Rheinland-Pfalz mit rund 80 Arten nachgewiesen. Alle Arten  entwickeln sich als Kuckucks-Wespen in den Nestern anderer Bienen- oder  Wespen-Arten, an die je nach Art eine engere Spezialisierung bestehen kann.
Seit dem Erscheinen der Roten Liste in Rheinland-Pfalz (1995) wurden einige Arten wie z.B. Chrysis leachii, Hedychridium monochroum oder die neu beschriebene Chrysis leptomandibularis erstmals nachgewiesen oder, wie z.B. Hedychrum chalybaeum, wiedergefunden (Reder & Burger 2009).
Trugameisen sind keine Ameisen, sondern solitäre Wespen. Die Weibchen sind bei den heimischen Arten ungeflügelt. In Rheinland-Pfalz sind mindestens 5 Arten nachgewiesen. Alle Arten entwickeln sich in den Nestern von Bienen- oder  Wespen-Arten.
Seit dem Erscheinen der Roten Liste in Rheinland-Pfalz (1995) wurden einige Arten wie Myrmilla calva (Burger 2009) oder Mutilla europaea (Reder & Weitzel 2012) erstmals gefunden. Aufgrund von Genanalysen, die in den letzten Jahren möglich wurden, sind verborgene Arten entdeckt worden u.a. auch mit Belegen aus Rheinland-Pfalz. Diese taxonomischen Änderungen werden die Artenzahl erhöhen.
Trugameisen (Mutillidae)
Rollwespen (Tiphiidae)
Aus der Familie der Rollwespen kommen in Rheinland-Pfalz sowohl die Arten der Gattung Tiphia, als auch die ausgestorbene Art Myzine tripunctata und die interessante Methocha articulata vor. Die Arten der Gattung Tiphia graben sich zu Larven von Blatthornkäferlarven in den Boden, lähmen diese mit einem Stich und legen dort ein Ei ab. Die sehr häufige Art Tiphia femorata scheint nach neuesten Genanalysen aus rund 5 Arten zu bestehen, die bisher unerkannt geblieben waren. Wieviele davon auch in Rheinland-Pfalz vorkommen ist noch unbekannt. Methocha articulata entwickelt sich an Larven von Sandlaufkäfern. Die flügellosen Weibchen sind besonders geformt und lassen sich von den gefährlichen Zangen der räuberisch lebenden Laufkäfer-Larve umgreifen, um diese dann hinter dem gepanzerten Kopfschild zu stechen und zu lähmen. Die Eiablage erfolgt an der Larve in deren Sandloch.
Methocha articulata

Methocha articulata (Weibchen)

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